Pferde und Hitze: Diese Tipps helfen Ihrem Pferd im Sommer

Pferde und Hitze: Diese Tipps helfen Ihrem Pferd im Sommer

Für Pferde kann die Sommerhitze zu einer echten Belastungsprobe werden. Pferde können Hitze einfach nicht gut ab – warum das so ist und wie Sie Ihr Pferd bei Hitze unterstützen können, haben wir hier aufgeschrieben.

Pferde und Hitze, wann ist es zu viel? Die Wohlfühltemperatur von Pferden ist erstaunlich niedrig

Die optimale Umgebungstemperatur liegt für Pferde zwischen 5 und 15 Grad – also in einem deutlich niedrigeren Bereich als bei uns Menschen. Als ehemalige Steppentiere sind Pferde zwar an Temperaturschwankungen angepasst. Ihr Wohlfühlbereich hört aber bei Temperaturen von über +25 Grad auf.

Nicht jedes Pferd verträgt Hitze gleich gut

Wie gut Pferde mit Hitze umgehen können, ist von Pferd zu Pferd unterschiedlich: Alter, Gesundheitszustand und Rasse spielen eine Rolle. Wüstenrassen mit grazilem Körperbau wie etwa Araber vertragen Hitze meist besser. Stämmige Robustrassen mit dickerem Fell können mit Hitze weniger gut umgehen. Tiere, die geschwächt, stoffwechselbelastet oder alt sind sowie Pferde mit Übergewicht oder Herz-Kreislaufproblemen können bei heißen Temperaturen besonders schnell Probleme bekommen. Davon unabhängig können auch einzelne Pferde als Individuum besser oder schlechter mit Hitze zurechtkommen.

Pferde überhitzen schneller als Menschen

Pferde laufen schneller heiß als wir – der arbeitende Pferdekörper überhitzt bis zu zehn Mal schneller als der menschliche Körper. Das liegt an dem deutlich höheren Anteil an aktiver Muskelmasse. Arbeiten die Muskeln, produzieren sie Wärme: Nur 20 – 25% der vom Körper investierten chemischen Energie werden dabei in mechanische Muskelarbeit umgewandelt, 75 – 80% werden in Wärme umgewandelt. Damit der Pferdekörper nicht überhitzt, muss diese Wärme an heißen Tagen schnell abgegeben werden.

 

Schweiß ist für Pferde die wichtigste Abkühlung

Genau wie Menschen haben Pferde eine besondere Möglichkeit des Abkühlens entwickelt: Sie schwitzen. Durch den Schweiß entsteht Verdunstungskälte, die den Pferdekörper abkühlt. Je Quadratzentimeter Haut besitzen Pferde durchschnittlich 400 bis 500 Schweißdrüsen – am dichtesten sitzen diese an Hals, Brust, Schultern und Flanken. Mit dieser Menge an Schweißdrüsen kann ein Pferd effektiv schwitzen – besonders, wenn es darin trainiert ist: Bei Pferden, die regelmäßig sportlich aktiv sind, setzt die Schweißproduktion schneller und einfacher ein. Allerdings schwitzen auch übergewichtige Pferde schneller. Um effektiv kühlen zu können, muss der Schweiß von der Haut zur Felloberfläche gelangen, sich dort großflächig verteilen und verdunsten – gar nicht so einfach, denn das Fell der Pferde ist wasserabweisend, sodass der wässrige Schweiß eigentlich abperlen müsste. Dafür steckt im Pferdeschweiß ein besonderes Protein namens Latherin. Latherin senkt ähnlich einem Waschmittel die Oberflächenspannung des Schwitzwassers. So sorgt es dafür, dass die Haare des Pferdefells angefeuchtet werden können und eine große Verdunstungsoberfläche geschaffen wird. Latherin ist übrigens auch dafür verantwortlich, dass der Pferdeschweiß weiß schäumt – vor allem da, wo es zu Reibung kommt.

Schwitzen ist effektiv – aber nicht immer

Schwitzen ist bei Pferden der wichtigste Mechanismus, um den Körper zu kühlen. Das funktioniert jedoch nur innerhalb bestimmter Grenzen. Bei trockenem Wetter mit gemäßigten Temperaturen können hart arbeitende Pferde 15 bis 20 Liter pro Stunde schwitzen. Bei schwülem Wetter mit feuchter Hitze kann die Schweißproduktion sogar noch gesteigert werden – aber diese Schweißmengen kühlen nicht mehr effektiv. Nur ein Teil des Schweißwassers verdunstet und trägt so zur Senkung der Körpertemperatur bei, der Rest tropft vom Pferdekörper. Bei hoher Luftfeuchtigkeit funktioniert das Verdunsten deutlich schlechter – und damit auch das Abkühlen.

Training bei hohen Temperaturen kann schnell zu Hitzestress führen

An heißen Tagen können schon ca. 20 Minuten mäßiges Training reichen, um die Körpertemperatur von durchschnittlichen 37 bis 38 Grad auf gefährliche Höhen klettern zu lassen. Wenn die Körpertemperatur auf 41 Grad gestiegen ist, kann die Temperatur in den Muskeln schon bei 43 Grad liegen – bei dieser Temperatur kann es bereits bei den Muskelproteinen zu Zersetzungsprozessen kommen. Der Hitzestress hat potenzielle Folgen wie Kreislaufzusammenbruch, Kolik und Nierenversagen. Pferde können zudem durch Schwitzen viel Flüssigkeit verlieren. Wenn das verlorene Wasser nicht durch Trinken wieder zugeführt wird, dehydriert das Pferd – etwa, wenn es mehr als zehn Prozent seines eigenen Körpergewichts durch Schwitzen verliert. Auf einem ausgedehnten Wanderritt kann das genauso passieren wie bei einer Sportveranstaltung.

Woran erkenne ich beim Pferd Dehydration und Hitzschlag?

Ist der Pferdekörper überhitzt und eventuell noch dazu dehydriert, kann es zu einem Hitzschlag mit Kreislaufschock kommen: Die Blutzirkulation funktioniert nicht mehr, der Kreislauf kollabiert. Folgende Anzeichen können darauf hinweisen, dass Ihr Pferd in ernsthaftem Hitzestress und/oder ausgetrocknet ist:

  • Das Pferd wirkt matt, müde und apathisch
  • Schwanken, taumelnder Gang, Zittern
  • Die Schleimhäute sind trocken
  • Die Schleimhäute sind blass oder dunkel bis bläulich verfärbt
  • Bei Druck auf das Zahnfleisch bleibt nach Loslassen für mehr als drei Sekunden eine weiße Stelle zurück
  • Der Puls ist flach und schnell
  • Schnelle, flache Atmung in Ruhe
  • Erhöhte Körpertemperatur
  • Eventuelle Koliksymptome bzw. Verdauungsbeschwerden
  • Herabgesetzte Hautelastizität: eine mit zwei Fingern nahe der Schulter aufgezogene Hautfalte verschwindet nach dem Loslassen nur verzögert
  • Das Pferd schwitzt übermäßig oder im Extremfall gar nicht mehr

Zum Hitzschlag kann es vor allem bei heißen Temperaturen und hoher Luftfeuchte kommen. Er kann schnell bedrohlich werden und ist ein Fall für den Tierarzt. In der Wartezeit sollte sich das Pferd nicht mehr anstrengen und an einen möglichst schattig-kühlen und ruhigen Ort gebracht werden.

Können Pferde einen Sonnenstich bekommen?

Die Antwort ist ja – wenn Pferde lange in der prallen Sonne stehen müssen, kann sich ihr Gehirn überhitzen, und sie bekommen einen Sonnenstich. Die Anzeichen ähneln denen von Dehydration und Hitzschlag: Das Pferd ist apathisch und gerät ins Taumeln. Es kann zu vermehrtem Schwitzen und Kreislaufkollaps kommen. Auch bei Sonnenstich gilt: Das Pferd direkt aus der Sonne schaffen – ist das nicht möglich, sollte man z. B. mit Sonnenschirmen, Decken oder Ähnlichem vor Ort für Schatten sorgen.

Hitzestress vorbeugen: So kommt Ihr Pferd gut durch die heißen Tage

Heißes Wetter bedeutet immer Stress für den Pferdekörper. Mit einigen Maßnahmen können Sie aber dafür sorgen, dass Ihr Pferd durch die hohen Temperaturen möglichst wenig belastet wird – und gut durch die heiße Sommerzeit kommt.

Immer für frisches Trinkwasser sorgen

Ihr Pferd sollte besonders an heißen Tagen immer die Möglichkeit haben zu trinken – und das auch gerne tun. Sauberes, frisches Wasser sorgt dafür, dass Pferde mehr trinken. Viele Pferde trinken außerdem lieber von einer freien Wasserfläche als aus Selbsttränken. Darum kann es gerade bei heißem Wetter sinnvoll sein, zusätzlich zur Selbsttränke einen Wassertrog anzubieten. Das Wasser sollte möglichst kühl bleiben – der Trog sollte also am besten im Schatten stehen.

Schatten, Schatten, Schatten

Schattenplätze sind im Sommer ein Muss: Auch auf der Weide sollten Pferde immer wählen können, ob sie sich der Sonne oder im Schatten aufhalten möchten. Als Schattenspender kann zum Beispiel ein ausreichend großer Unterstand dienen – aber auch Baumgruppen bieten tolle, luftige Schattenplätze. Dabei ist es sehr individuell, ob Pferde sich lieber im Schatten oder in der Sonne aufhalten – jedes Pferd sollte aber die Möglichkeit haben, aus der Sonne zu gehen. Wenn es nicht möglich ist, auf der Koppel für Schatten zu sorgen, können Pferde auch statt tagsüber für die Nacht zum Grasen auf die Weide geschickt werden.

Training anpassen

Reiten bei Hitze? Je nach Pferd ist das möglich – angepasst und in Maßen. Besonders gut geeignet fürs Reiten sind die frühen Morgen- und späten Abendstunden, wo die Temperaturen noch milder sind. In der prallen Mittagssonne ist Training tabu. Wenn an heißen Tagen ein Stallbesuch nur tagsüber möglich ist, heißt es passende Alternativen für die Zeit zu zweit finden – vielleicht ein entspannter Spaziergang im schattigen Wald oder eine ausgiebige Wellness-Einheit. Beim Reiten sind viel Schritt und ausreichend Pausen angesagt. Bei schwül-heißem Wetter mit hoher Luftfeuchte sollte gar nicht trainiert werden.

Wasser marsch: Pferde bei Hitze mit einer Dusche kühlen

Für Pferde, die nicht wasserscheu sind, ist Wasser die ideale Abkühlung. Allerdings sollten Pferde auf keinen Fall direkt nach der Arbeit kalt abgespritzt werden – lieber nach dem Training eine kleine Pause einlegen und dann mit kühlem aber nicht eiskaltem Wasser ans Werk gehen. Am schonendsten ist das Bad mit Eimer und Schwamm. Beim Abspritzen mit dem Schlauch muss der Wasserstrahl sehr weich und sanft sein. Um den Kreislauf zu schonen, sollte man am Pferdekörper mit den Regionen starten, die am weitesten vom Herz entfernt liegen – also mit den Hinterhufen und -beinen. Wenn diese abgekühlt sind, kommen die Vorderbeine an die Reihe. Ganz zuletzt ist die Brustregion dran – die Nierenpartie sollte ausgespart oder vorsichtig mit dem Schwamm gewaschen werden. Auch Gesicht und Ohrenpartie werden besser nicht mit dem Schlauch geduscht. Nachhaltige Abkühlung schafft übrigens nur ein längeres Bad – besonders die Beine sollten gründlich abgespritzt werden.

Schweißmesser beim Duschen nutzen – ja oder nein?

Lange Zeit galt das Schweißmesser als wichtiges Utensil für die Pferdedusche – das Abziehen des überschüssigen Wassers zwischendurch sollte die Verdunstung optimieren und so den Kühleffekt verstärken. Eine an Rennpferden durchgeführte Studie der australischen Universität Maryland kam 2021 allerdings zu einem anderen Schluss: Dort führte eine Dusche mit anschließendem Abziehen des Pferdes zu einer weniger effektiven Kühlung als eine mehrminütige Wasserdusche ohne Abziehen. Die Wärmeableitung durch die Wasserschicht auf der Haut kühlte hier besser als die bloße Verdunstung. Ein Abziehen mit dem Schweißmesser

scheint also nicht immer positive Effekte haben. Tipp: Statt den Pferdekörper abzuziehen, können Sie Ihr Pferd sich nach vollendetem Bad auch im Sand wälzen lassen. Das ist für viele Pferde das absolute Wellness-Sahnehäubchen ☺

Elektrolyte füttern – ist das nötig?

Pferdeschweiß ist etwa viermal salziger als Menschenschweiß. Stark schwitzende Pferde verlieren also eine größere Menge an Elektrolyten. Bei einem freizeitmäßig gerittenem Pferd ist Elektrolytmangel bei heißem Wetter allerdings in der Regel kein Problem. Trotzdem sollte man gerade in der heißen Zeit auf eine ausreichende Mineralstoffversorgung achten. Ein Salzleckstein ist jetzt besonders wichtig. Bei Pferden, die sportliche Spitzenleistungen bringen müssen, z. B. im Ausdauersport gehen oder sich anderweitig körperlich stark anstrengen, kann sich der Bedarf an Salzen vervielfachen. Hier kann eine gezielte Elektrolytgabe Sinn machen.

Mit Weißdorn Kreislaufproblemen vorbeugen

Ein toller Begleiter durch heiße Tage ist Weißdorn: Er stärkt die natürliche Funktion von Herz und Kreislauf und ist damit der passende Futterzusatz für kletternde Temperaturen. Besonders toll ist Weißdorn für alte Pferde, deren Kreislauf durch Hitze vermehrt belastet ist – er ist aber auch für alle anderen Pferde eine passende Sommerpflanze.

Pferde und Hitze: Weitere Informationen zum Nachlesen und Stöbern:

https://thehorse.com/1101202/hosing-hot-horses-post-exercise-scrape-off-water-or-reapply/ https://www.pferderevue.at/magazin/gesundheit_medizin/2021/wie-viel-hitze-kann-ein-pferd-aus gleichen-.html

https://www.propferd.at/main.asp https://www.horsetalk.co.nz/2015/06/16/horses-heat-up-faster-than-people/ https://www.pferde.de/magazin/gefahren-im-sommer-hitzschlag-und-austrocknung-beim-pferd/ Wolfgang Engelhardt (Hg.): Physiologie der Haustiere, Stuttgart 2010.