Pferden Öle füttern – da scheiden sich die Geister. Manche sehen Öle als unersetzlichen Bestandteil des Pferde-Speiseplans. Andere halten Öl als Futterzusatz für Pferde eher für überflüssig bis schädlich. Aber wie ist das denn nun mit Ölen und Fetten? Wie werden sie vom Pferd verdaut? Und was ist bei der Ölfütterung wichtig? Das haben wir dir hier aufgeschrieben.
Warum Öl für Pferde verwenden?
Für Öl spricht so einiges in der Pferdefütterung – wenn es richtig gefüttert wird. Folgende Argumente können für hochwertiges Öl als Futterkomponente sprechen:
- Öl ist für Pferde ein guter Energielieferant. 1 Gramm Fett liefert deinem Pferd doppelt so viel Energie wie etwa 1 Gramm Stärke – Öl ist damit in gewissem Rahmen ein guter Ersatz für stärkereiches Kraftfutter, welches Pferdekörper und Verdauung belastet.
- Öl liefert dem Pferdekörper fettlösliche Vitamine, die als Nährstoffe für unterschiedlichste Körperfunktionen wichtig sind – etwa für den Knochenstoffwechsel, Haut und Schleimhäute sowie Zellschutz.
- Auch die in Ölen enthaltenen verschiedenen Fettsäuren sind für den Pferdekörper wichtige Nährstoffe – z. B. die ungesättigten Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren. Sie sind z. B. wichtig für Herz und Kreislauf, für Haut und Fell und für das Immunsystem und seine Regulation.
- Manchmal kann ein Extra an den in hochwertigen Ölen enthaltenen Nährstoffen Sinn machen: Etwa für Pferde mit nährstoffbedürftiger, empfindlicher Haut, bei zeitweise erhöhtem Nährstoffbedarf für Haut und Fell (z. B. im Fellwechsel), oder einer leicht erregbaren Immunantwort im Pferdekörper, die zu Entzündungsreaktionen neigt.
- Öle und Fette sind ein natürlicher Bestandteil von Pflanzen und damit auch ein natürlicher Nahrungsbestandteil für Pferde. Wichtig dabei zu wissen: Öle kommen in Pflanzen, die natürlicherweise von Pferden gefressen werden, nicht konzentriert vor – sondern in Miniportionen, die in Faserbestandteile eingebettet sind und insgesamt nur einen kleinen Anteil der aufgenommenen Nährstoffe ausmachen.
Fettsäuren sind wichtig für den Pferdekörper
Fettsäuren, insbesondere ungesättigte Omega-Fettsäuren, erfüllen im Pferdekörper als Nährstoffe wichtige Funktionen. Ihre Aufgaben sind sehr vielfältig – sie sind z. B. bedeutsam für
- die Hautbarriere und ihren Wasserhaushalt
- die Haarstruktur und das Fellwachstum
- das Hufhorn
- Zellschutz und Zellmembranen
- die Nervenfunktion
- Herzfunktion, Kreislauf und Blutfluss
- den Hormonhaushalt.
Als Nährstoff besonders wichtig sind die ungesättigten Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren. Das natürliche Nahrungsspektrum von Pferdes macht es wahrscheinlich, dass der Pferdekörper natürlicherweise daran angepasst ist, vorwiegend kurz- und langkettige ungesättigte Fettsäuren und vornehmlich Omega-3-Fettsäuren aufzunehmen. Ein optimales Verhältnis zwischen Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren ist für Pferde aber bis jetzt nicht wissenschaftlich formuliert worden. Fest steht: Ein Zuviel an Omega-Fettsäuren und anderen fettlöslichen Nährstoffen sowie eine Dysbalance zwischen den einzelnen Fett-Nährstoffen kann für den Pferdekörper negative Auswirkungen haben.
Wie verdauen Pferde Öle?
Grundsätzlich ist Öl für Pferde ein wichtiger Nahrungsbestandteil – genau wie für jedes Säugetier. Dementsprechend ist auch die Pferdeverdauung darauf ausgerichtet, Öle und Fette aufzunehmen und zu verdauen. Fettsäuren und fettlösliche Vitamine sind für Pferde wichtige Nährstoffe.
Jetzt kommt allerdings ein großes ABER. Im Gegensatz zum Verdauungstrakt von Fleisch- und Allesfressern sind die Verdauungsorgane von Pferden nicht dafür gemacht, um spontan gefressene große Fettmengen auf einmal zu verwerten. In der Natur nehmen Pferde als Dauerfresser über den ganzen Tag verteilt immer wieder Mini-Mengen an Ölen auf. Die Öle stecken z. B. in Samen und Keimlingen oder Wurzeln. Dort sind die Mini-Ölmengen in Faserstoffe verpackt und werden nur ganz allmählich in den Verdauungstrakt freigesetzt.
Es gibt bei Pferden keine langen Pausen, innerhalb derer überhaupt kein Öl aufgenommen wird, aber auch keinen Zeitpunkt, zu dem sehr viel Fett innerhalb kurzer Zeit gefressen wird. Die Fettverdauung von Pferden läuft also kontinuierlich ab. Sie muss natürlicherweise keine plötzlichen Höchstleistungen vollbringen. Große Mengen an Fetten und Ölen, die plötzlich im Verdauungstrakt auftauchen, können die Verdauung des Pferdes überfordern. Manche Einzelheiten zur Fettverdauung beim Pferd sind übrigens noch nicht ganz geklärt – hier besteht noch Forschungsbedarf.
Was heißt zu viel Öl für die Verdauung?
Gallenflüssigkeit spielt bei Säugetieren in der Fettverdauung eine große Rolle – sie sorgt für die Emulgierung aufgenommener Nahrungsfette. Pferden fehlt die Gallenblase, die z. B. beim Hund Galle speichert und eindickt. Dementsprechend wird die von den Leberzellen produzierte Galle kontinuierlich in den Verdauungstrakt sezerniert. Das reicht für kleine Fettmengen – für größere Mengen nicht. Unzureichend emulgiertes Fett kann im Darm zu einem Fettfilm auf dem Nahrungsbrei führen, der die Verdauung im Ganzen beeinträchtigt.
Werden zu große Fett- bzw. Ölportionen gefüttert, wirkt sich das negativ auf die Darmflora und ihre Arbeit aus. Der Nahrungsbrei gleitet durch das Fett schneller durch den Verdauungstrakt, was eine effiziente Verwertung der Nahrungsbestandteile erschwert. Die Fütterung großer Ölportionen kann so dazu führen, dass der Pferdekörper letztendlich weniger Energie und Nährstoffe aufnehmen kann – genau das Gegenteil von dem, was man mit der Ölgabe eigentlich erreichen wollte.
Glänzendes Fell kann auf ein zu viel an Öl hindeuten
Wird dem Pferdekörper mehr Öl zugeführt, als er verarbeiten kann, scheidet er dieses unverändert über Haut und Dickdarm aus. Das über die Poren austretende Fett kann dem Fell äußerlich Glanz verleihen. Allerdings zeugt dieser Fellglanz nicht von einem gesunden Pferd, sondern von einem Zuviel an Fetten im Pferdekörper, die der Körper nun mühsam entsorgen muss.
Fellwechsel, Entzündungsgeschehen und Co. – wann Öl für Pferde Sinn macht
Das klingt jetzt alles etwas negativ. Dennoch können die richtigen Öle für Pferde eine tolle Futterergänzung sein – etwa dann, wenn ein erhöhter Bedarf an den enthaltenen Nährstoffen wie z. B. Omega-Fettsäuren besteht.
Das kann im Fellwechsel der Fall sein, wenn die Pferdehaut besonders stark im Stress ist und der Pferdekörper ein völlig neues Haarkleid wachsen lassen muss. Und auch für Pferde, die ein leicht erregbares Immunsystem haben und schnell Entzündungsreaktionen zeigen, oder deren Haut viele Nährstoffe braucht, empfindlich und leicht gereizt ist, kann Öl sehr wertvoll sein. Zudem kann es im Winter sinnvoll sein, vorsichtig Öl zuzufüttern – Pferde, die auf artenreichen Wiesen grasen dürfen, nehmen im Sommer mehr hochwertige Öle auf als im Winter, wo sie oft vermehrt auf dem Paddock stehen und mit abgelagertem Heu gefüttert werden.
Wichtig ist grundsätzlich die Wahl des richtigen Öls und die richtige Fütterung. So kannst du dafür sorgen, dass der Körper deines Pferdes bekommt, was er braucht, ohne dass er überfordert wird.
Welches Öl sollte man einem Pferd füttern?
- Öle, die du deinem Pferd fütterst, sollten hochwertig und reich an ungesättigten Omega-Fettsäuren sein. Sie sollten dein Pferd sowohl mit Omega-3- als auch Omega- 6-Fettsäuren versorgen. Es bieten sich z. B. Leinöl, Hanföl und Nachtkerzenöl an. Welches Öl besonders passend ist, hängt von den individuellen Bedürfnissen deines Pferdes ab.
- Achte auf wirklich hervorragende Qualität – auf jeden Fall sollte das Öl kaltgepresst sein.
- Achte beim Kauf auf dunkle Flaschen oder lichtundurchlässige Behälter.
- Achte auf das Mindesthaltbarkeitsdatum: Naturbelassene omega-reiche Öle sind auch bei optimaler Lagerung nur etwa 4 bis 6 Wochen haltbar. Ist ein Öl länger haltbar, ist es wahrscheinlich, dass es konservierende Zusatzstoffe enthält – die müssen nicht unbedingt angegeben sein.
- Verbrauche das Öl vor dem angegebenen Haltbarkeitsdatum und achte auf eine kühle, dunkle, trockene Lagerung. Pferde reagieren sehr empfindlich auf ranziges, verdorbenes Öl – füttere deinem Pferd deshalb immer nur frisches Öl.
Wie füttere ich meinem Pferd Öl?
Das Wie ist bei der Ölfütterung essenziell. Eine Hauptregel lautet: Nicht zu viel auf einmal. Stattdessen solltest du dich an den Mini-Ölmengen orientieren, auf die die Verdauung deines Pferdes ausgerichtet ist.
Wie viel Öl sollte mein Pferd bekommen?
Wie viel Öl darf ein Pferd pro Tag gefüttert bekommen – und auf welche Weise sollte es gefüttert werden? Folgende Dinge sind bei der Ölfütterung wichtig:
- In kleinen Mengen füttern. Das heißt: Füttere deinem Pferd lieber mehrere, kleine Portionen über den Tag verteilt. Eine kleine Portion kann z. B. aus 5 bis 12 ml Öl bestehen. Mit einer großen Portion am Tag kann der Pferdekörper nichts anfangen – sie schadet mehr als sie nützt.
- Eine kleinteilige Fütterung funktioniert z. B. mit kleinen Heucobs-Portionen, die du über den Tag verteilt fütterst und der du immer ein bisschen Öl zugibst.
- Wenn dein Pferd täglich eine frische Heuportion erhält, kannst du die Tagesration Öl auch auf das Heu aufsprühen – dann wird es ganz allmählich mit dem Heu weggeknuspert und landet nicht auf einmal im Pferdemagen.
- Du kannst alternativ auch ein besonderes Strukturfutter verwenden, dass bereits mit einer Ölmischung besprüht worden ist und so eine allmähliche Aufnahme hochwertiger Öle gewährleistet. Das ist zum Beispiel bei unseren Saisonkräutern der Fall: Hier geht es zu unseren Sommer Kräutern, und unserem Sommer Set für Pferde.
- Beginnt das Fell deines Pferdes plötzlich stark zu glänzen? Dann kann es sein, dass du zu viel Öl gefüttert hast.
Ölhaltige Samen füttern
Ölhaltige Samen erweitern den Öl-Speiseplan für dein Pferd, sorgen für Abwechslung und sind eine feine Alternative zu gepresstem Öl. Z. B. Leinsamen, Hanfsamen, Sonnenblumen- und Kürbiskerne sind wunderbare Öl-Lieferanten, die ganz nebenbei dein Pferd auch noch mit weiteren kostbaren Nährstoffen versorgen.
Ölhaltige Samen sorgen für eine natürliche Nährstoff-Versorgung deines Pferdes
Samen sind für Pferde die natürlichsten Fettsäuren-Lieferanten. Frei lebende Pferde nehmen Öle nicht isoliert, sondern oft als Teil von wilden Samen auf – also immer zusammen mit den anderen Teilen des Samenkörpers und gegebenenfalls auch der Restpflanze. Öle werden also zusammen einer kleinen Portion Kohlenhydrate, Proteine und Rohfaser gefressen. Das kräftige Pferdegebiss zermahlt die Samen und beginnt so das Aufschließen der enthaltenen Nährstoffe. Davor befindet sich das Öl im Nährgewebe des Samens, fest umschlossen von der Samenschale – zusammen mit natürlichen Schutzstoffen wie etwa Vitamin E, die ein Verderben verhindern. Der Vorteil davon: Die in intakten Samen eingelagerte Ölportion ist haltbarer als gepresstes Öl in der Flasche. Ranzigwerden ist bei ganzen Samen kein so großes Problem wie bei Öl.
Diese Dinge sind beim Verfüttern ölreicher Samen und Saaten wichtig:
- Geschrotete Samen werden schnell ranzig. Ölhaltige Samen solltest du deshalb am besten immer im Ganzen kaufen.
- Für Pferde mit nicht mehr perfektem Mahlgebiss können die Kerne direkt vor dem Verfüttern gequetscht oder geschrotet werden. Pferde, die noch gut kauen können, haben meistens keine Probleme damit, Ölsaaten zu zermahlen.
- Kürbiskerne oder Sonnenblumenkerne eignen sich auch als Leckerli – viele Pferde knuspern die Kerne mit Vorliebe.
- Leinsamen enthalten viele ungesättigte, langkettige Fettsäuren – die sind für den Pferdekörper besonders wertvoll. Hier erfährst du mehr zur Leinsamen-Fütterung und dem Unterschied zwischen braunen und goldenen Leinsamen.
- Ganze Samen können auch für Beschäftigung sorgen: Von sauberem Boden, der nicht sandig ist, können Pferde größere Samen wie z. B. Sonnenblumen- und Kürbiskerne selbst auflesen.
Verschiedene Öle und Samen füttern
Die Abwechslung macht’s: Füttere immer mal wieder andere Samen und Öle. Du kannst auch verschiedene Samen und/oder Öle in Kombination füttern, solange es in der Summe nicht zu viel Öl für dein Pferd wird. So kannst du das natürliche Nahrungsangebot am besten nachvollziehen und dein Pferd bedürfnisgerecht versorgen.
Literatur – zum Nachstöbern und Weiterlesen:
Fritz, Christina: Pferde fit füttern, Schwarzenbek 2012.
Engelhardt, Wolfgang v./Breves, Gerhard: Physiologie der Haustiere, Stuttgart 2005. Wenzel, Iris: Futtermittelkunde für Pferde, 2018.