Im Herbst sieht man ihr Rot überall im Gezweig leuchten: Hagebutten. Alle Rosenfrüchte heißen Hagebutten – die als Heilfrucht verwendete Hagebutte stammt ausschließlich von der Hundsrose, Rosa canina. Diese ist in Mitteleuropa die mit Abstand häufigste Wildrose. Als sommergrüner Strauch wächst sie in Hecken, an Weg- und Waldrändern, besiedelt als Pioniergehölz Brachflächen und klettert manchmal auch in Höhenlagen von über 1000 Metern.
Steckbrief: Die Hundsrose in Kürze
- Botanische Namen: Rosa canina
- Systematik:
- Familie: Rosengewächse (Rosaceae)
- Unterfamilie: Rosoideae
- Gattung: Rosen (Rosa)
- Untergattung: Rosa
- Sektion: Hundsrosen
- Vegetative Merkmale: Sommergrüner, locker gewachsener Strauch mit langen, stachligen Astbögen; Höhe meist zwei bis drei Meter, als Spreizklimmer auch höher; Stacheln kräftig, mit breiter Basis.
- Blüte: Mai bis Juni
- Blüten radiärsymmetrisch, meist zartrosa, selten weiß oder kräftig rosa, mit fünf Blütenblättern, viele Staubblätter
- Blätter wechselständig angeordnet, unpaarig gefiedert, mit fünf oder sieben frischgrünen Fiederblättchen
Für die wilde Tierwelt ist die Hundsrose ein Schatz
Die Hundsrose ist ein Spreizklimmer – ihre langen, dornenbewehrten Ranken wachsen an Bäumen und Felsen mehrere Meter empor. Wenn sie blüht, ist der Sommer da: Zwischen Mai und Juni entwickelt sie schlichte rosa Blüten mit fünf hauchzarten Blütenblättern, die nach wenigen Tagen vergehen. Nektar haben die Hundsrosenblüten nicht im Angebot – dafür aber nahrhaften Pollen, der für viele Wildbienen und andere Insekten eine wertvolle Nahrung ist. Die langen Ranken bieten zudem unzähligen kleinen Lebewesen Schutz, Schatten- und Brutplätze.
Vielleicht am wichtigsten aber sind die Früchte der Hundsrose für die wilde Tierwelt. Die Hagebutten reifen ab September am Hundsrosenstrauch und bleiben oft den ganzen Winter hindurch hängen. Sie sind echte kleine Nährstoffbomben und ein wichtiges Winterfutter für Kleinnager, Vögel und viele andere Tiere. Für etwa 25 Vogelarten und mehr als 100 Insektenarten sind die Hundsrose und ihre Hagebutten eine wichtige Nahrungsquelle. Für wildtiergerechte Gärten ist das Pflanzen einer Hagebutte immer eine echte Bereicherung – und wunderschön aussehen tut es noch dazu.
Eine kleine Namensgeschichte
Der Name Hagebutte ist sehr alt. Er weist auf das dornige Zuhause der Früchtchen hin: Der Namensbestandteil „Hage-” leitet sich von der althochdeutschen Bezeichnung für Dornstrauch – hagan – her. Der Zusatz „-butte“ bezeichnet wohl einen kleinen, rundlichen Gegenstand und ist mit unserem heutigen (Apfel-)Butzen verwandt. Warum der zugehörige Strauch Hundsrose – im Lateinischen Rosa canina – heißt, weiß man heute nicht mehr genau: Vielleicht deutet die Bezeichnung darauf hin, dass die Hundsrose früher als gewöhnliche, unedle Rosenpflanze galt. Vielleicht hat der Name auch damit zu tun, dass man in alten Zeiten dachte, die Hundsrose sei ein probates Mittel gegen die Tollwut – diese Erkrankung hieß früher auch „Hundswut“, da tollwütige Hunde häufige Krankheitsüberträger waren.
Für den Menschen ist die Hagebutte seit Urzeiten wichtig und wertvoll
Die Hundsrose begleitet uns Menschen schon seit Jahrtausenden. Hagebutten wurden bereits in der Steinzeit gesammelt – das zeigen archäologische Funde in Pfahlbauten-Resten, die Forscher in der Schweiz gemacht haben. Etwa 5000 Jahre sind diese Funde alt. Bei dieser langen Geschichte ist es kein Wunder, dass der dornige Strauch in vielen Kulturen Eingang in Brauchtum und Sagenwelt fand.
Die älteste Abbildung einer Rose ist etwa 4000 Jahre alt – sie ist auf einer sumerischen Tontafel zu finden. Bei den alten Griechen war die Wildrose eine Pflanze der Göttin Aphrodite, bei den Germanen war sie der Fruchtbarkeitsgöttin Freya geweiht – oder Frigga, der Göttin der Mutterschaft. Die große Muttergöttin Holla trocknete nach altem Volksglauben auf einem Hundsrosenstrauch ihren Schleier. Wenn eine Geburt im Mittelalter glücklich verlaufen war, vergruben viele Hebammen zum Dank die Nachgeburt unter einer Hundsrose – auch wenn das Christentum schon längst Einzug gehalten und die alten Götter verdrängt hatte.
Den mittelalterlichen Menschen diente der dornige Hagebuttenstrauch als wichtige Schutzpflanze, die Hexen, böse Kobolde und andere dunkle Mächte von Haus und Hof fernhielt. Hundsrosen wurden deshalb oft rund ums Haus gepflanzt. Einzelne Zweige hingen an der Stalltür, um das Vieh vor bösem Zauber zu schützen. Zwischen Weihnachten und dem Jahreswechsel vergrub man ein paar Hagebuttenfrüchte unter der Türschwelle – das sollte das Haus und seine Bewohner gegen Blitzschlag, Unwetter und sonstiger Heimsuchung schützen.
Auch als Heilpflanze war die Hagebutte im Mittelalter sehr beliebt. Man verwendete vor allem Schalen, Kerne oder auch die ganzen Früchte. Der Hundsrosenstrauch fand schon früh ihren Eingang in die Klostergärten Europas. Seine Frucht galt in der mittelalterlichen Medizin als leberstärkend und kam bei Erkältung, Verdauungsbeschwerden, Rheuma, Gicht und Harnwegserkrankungen zum Einsatz.
Die Hagebutte ist ein kleines Nährstoffwunder
Hagebutten sind sogenannte Sammelnussfrüchte – und echte kleine Kraftpakete. Das süß-säuerliche Fruchtfleisch steckt voller Vitamine, insbesondere Vitamin C, D und A sowie die
Vitamine B1 und B2. Besonders der Vitamin-C-Gehalt ist sehr hoch – um ein Vielfaches höher als der von Zitronen. Außerdem stecken in Hagebutten etliche Mineralstoffe wie etwa Natrium, Kalium, Kalzium und Magnesium, dazu darmpflegende Pektine und zellschützende Flavonoide. Ihr Nährstoffreichtum macht die Hagebutte zu einer kostbaren Winternahrung, die auch für uns und unsere Vierbeiner ein richtig guter Begleiter durch Kälte und Dunkelheit ist.
Vitamin C ist im Winter besonders wichtig
Irgendwie logisch, dass eine Winterfrucht so einen Schatz an Vitamin C in sich versteckt – denn das ist im Winter für den Körper besonders kostbar: Es stärkt das Immunsystem und verringert die Wintermüdigkeit. Zudem ist Vitamin C wichtig für das Nervensystem und einen funktionalen Energiestoffwechsel. Es sorgt auch für eine reibungslose Aufnahme von Eisen aus dem Darm. Als Radikalfänger wirkt es antioxidativ und schützt die Körperzellen vor oxidativem Stress. Besonders wichtig ist Vitamin C aber für Bindegewebe und Gelenke – denn es sorgt für stabiles Kollagen in Knorpeln, Knochen, Sehnen, Bändern und anderem Körpergewebe.
Galaktolipide & Co. machen Hagebutten zum echten Gelenkfutter
In Hagebutten – insbesondere in den Kernen – stecken besondere Pflanzenstoffe: sogenannte Galaktolipide, daneben auch Polyphenole, Triterpene und verschiedene ungesättigte Fettsäuren. Mit diesen Stoffen wirken Hagebutten antientzündlich und antirheumatisch – zum Beispiel in Gelenken.
Mehrere Studien haben gezeigt, dass Hagebutten-Galaktolipide zur Schmerzreduktion bei Arthrose verwendet werden können. Ein wichtiger Wirkmechanismus ist dabei wohl, dass die Galaktolipide weiße Blutkörperchen am Eindringen in Entzündungsbereiche hindern. Die auch Leukozyten genannten weißen Blutkörperchen sind an Entzündungsgeschehen beteiligt und können in arthritischen Gelenken schmerzauslösend sein. Wenn sie auf ihrem Weg von Galaktolipiden gehemmt werden, kann das zu einer Schmerzminderung führen.
Wichtig zu wissen, wenn man Hagebutten-Galaktolipide bei Arthrose und Co. einsetzen möchte: Galaktolipide sind nicht hitzestabil – sie bleiben nur in Hagebuttenpulver enthalten, das besonders schonend getrocknet ist.
Die Wirkung der Hagebutte in der TCM
In der Traditionellen chinesischen Medizin werden Hagebuttenfrüchte und Samen getrennt betrachtet. Die Früchte gelten als kühl in der Temperatur, die Samen als neutral. Die Wirkung der Frucht wird als adstringierend, immunstimulierend, antioxidativ und blähungswidrig, blutreinigend und blutzuckersenkend beschrieben; die Samen wirken laut TCM diuretisch, blutreinigend und als Nieren-Tonikum. Der Organbezug der Frucht umschließt Nieren, Leber und Lunge, der des Samens Nieren und Leber.
Warum juckt die Hagebutte?
In Hagebutten steckt Juckpulver – doch warum juckt der Inhalt der kleinen roten Früchte eigentlich? Die Kerne der Hagebutte sind mit feinen Härchen besetzt, die Widerhaken ausgebildet haben – die Haken sich in die Haut, reizen und führen zum Jucken.
Hund, Katze, Pferd – wann macht Hagebutte Sinn?
Hagebutte kann nicht nur Hunden und Pferden, sondern auch Katzen gefüttert werden. Das ist ein großes Glück, denn die Hagebutte ist unheimlich vielseitig. Durch ihre entzündungshemmenden Eigenschaften kann die Hagebutte gut bei entzündlichen Erkrankungen des Bewegungsapparats verwendet werden: Sie ist eine tolle Pflanze für Tiere mit Arthrose, Sehnen- und Bänderproblematiken. Im Vergleich mit vielen anderen pflanzlichen Schmerzmitteln schlägt Hagebutte dabei nicht auf den Magen.
Auch für Hauterkrankungen ist Hagebutte eine Fütter-Option, etwa bei Sommerekzem oder Mauke beim Pferd. Dazu ist Hagebutte immer dann gut, wenn die Abwehrkräfte gestärkt werden müssen – zum Beispiel im Fellwechsel, aber auch im Herbst und Winter, wenn die Hagebutte der wilden Tierwelt in der Natur zur Verfügung steht. Für Pferde sind Hagebutten echtes Hufhorn-Futter, welches das Hufwachstum ankurbeln kann. Im Darm parasitierende Würmer finden das haarige Innenleben der Hagebutten zudem ziemlich ungemütlich – darum eignen sich Hagebutten zur vorbereitenden, begleitenden und ergänzenden Fütterung zur chemischen Wurmkur
Für alte Tiere ist die Hagebutte mit ihrer sanften und gleichzeitig kraftvollen Art prima geeignet. Hagebutte kann jedoch auch einfach wegen ihrer wertvollen und vielseitigen Nährstoffe gefüttert werden – oder, weil sie lecker schmeckt: Viele Pferde, und auch manche Hunde, mögen die säuerlich-süßen Früchte sehr gerne – für sie sind ganze, frische oder getrocknete Hagebutten ein feines, kleines Leckerli. Am besten wird übrigens immer die Hagebutte im Ganzen, also Schale und Kerne, gefüttert: So bekommt Dein Tier alle wertvollen Vitalstoffe, die in der Hagebutte versteckt sind.
Hagebutten ernten und trocknen
Hagebutten kannst Du selber ernten und trocknen – dabei solltest Du allerdings auf jeden Fall darauf achten, für die Wildtiere ausreichend Früchte am Strauch zu lassen. Sie werden am besten an sonnigen, regenlosen Tagen gepflückt. Hagebutten sollten schon richtig rot, jedoch noch fest sein – dann haben sie am meisten Vitamine und lassen sich gut trocknen.
Du kannst Hagebutte roh essen; frisch gepflückte Hagebutten schmecken säuerlich-köstlich. Wenn Du sie ohne vorheriges Trocknen wegnaschen möchtest, solltest Du die Kerne vorher entfernen – aus denen kannst Du dann einen leckeren Tee machen.
Wie trockne ich Hagebutten für Tee?
Für einen Tee kannst Du auch die ganzen Hagebuttenfrüchte trocknen. Dafür halbierst und putzt Du die Hagebutten am besten und verteilst sie auf einem Backblech, welches dann auf die Heizung kommt. Wenn Du die Hagebutten im Ofen oder in einem Dörrautomaten trocknen möchtest, solltest Du das bei Temperaturen von unter 50 Grad tun, damit die wertvollen Inhaltsstoffe nicht verloren gehen. Für einen Hagebuttentee kannst Du die getrockneten Früchte direkt vor dem Aufgießen zerkleinern – das sorgt für ein intensiveres Aroma.