Die Brombeere ist eine kleine Naturgewalt für sich: In kürzester Zeit überwuchert sie alles, was sie mit ihren Dornenranken zu fassen bekommt, und bildet dichte Hecken. Das erschwert das Durchkommen und kann manchmal lästig sein. Dabei ist die Brombeere ein echter Schatz – für Wild- und Haustiere wie für den Menschen gleichermaßen.
Steckbrief: Die Brombeere in Kürze
- Wissenschaftlicher Name: Rubus fruticosus
- Systematik:
- Ordnung: Rosenartige (Rosales)
- Familie: Rosengewächse (Rosaceae)
- Unterfamilie: Rosoideae
- Gattung: Rubus
- Vegetative Merkmale: Ausdauernde, krautige, teilweise verholzende Pflanze; strauchartig, häufig mit stachelbesetzten Zweigen kletternd. Winterkahl oder wintergrün (dann mit Frühjahr laubabwerfend). Wuchshöhe bis zu 3 m.
- Blütezeit: Mai bis August
- Blüten weiß bis rosa mit fünf Blütenblättern. Triebe bilden in ihrem zweiten WuchsjahrBlüten und sterben nach der Frucht ab.
- Blätter wechselständig angeordnet, gefiedert mit drei, fünf oder sieben gezähntenFiederblättchen an einem Stängel.
- Früchte: Sammelsteinfrüchte von blauschwarzer Farbe, Reife August bis September. Im Sommer können Blüten und Früchte gleichzeitig an einer Pflanze zu sehen sein.
Brombeere ist nicht gleich Brombeere
Unter dem botanischen Gattungsnamen Rubus tummeln sich tausende Brombeerarten, die schwer auseinanderzuhalten sind und untereinander zahlreiche Hybriden ausbilden.
Brombeeren bevölkern vornehmlich gemäßigte Klimazonen der Nordhalbkugel. Sie wachsen in Kulturlandschaften, im Unterholz lichter Wälder und am Wegesrand. Die Brombeere mag einen halbschattigen Standort mit kalk- und stickstoffreichen Böden – besonders anspruchsvoll ist sie aber nicht.
Ihren Namen hat die Brombeere übrigens vom althochdeutschen brāmberi – einer Zusammensetzung aus brāma für Dornenstrauch und beri für Beere. Beeren trägt die kratzbürstige Pflanze aber genau genommen nicht: Botanisch betrachtet sind die dunkelglänzenden Brombeeren Sammelfrüchte. Auch ihre Dornen sind eigentlich keine Dornen – sondern Stacheln.
Für Wildtiere ist die Brombeere wichtig und wertvoll
Mit ihren langen, dornenbewehrten Ranken wachsen Brombeeren bis zu drei Meter hoch und bilden undurchdringliches Gestrüpp. Brombeeren sind sogenannte Spreizklimmer. Die scharfen Dornen dienen der Pflanze als Kletterhilfe und Fraßschutz zugleich.
Mit ihrer Wuchsfreude kann die Brombeere so manchen Gartenbesitzer zur Verzweiflung bringen – aber für die Natur ist sie unendlich wertvoll: Ihr dichtes Rankwerk schenkt vielen Wildtieren Rückzugs- und Nistmöglichkeiten. Brombeerhecken bieten zuverlässigen Schutz vor Sonne, Wind und größeren Raubtieren. Die runden, gefiederten Blätter sind Nahrung für Hirsch, Reh und viele Schmetterlingsraupen. Auch die Blätter besitzen an ihrer Mittelrippe scharfe Stacheln.
Die Brombeere ist einfach wunderbar wehrhaft – und wunderschön: Ab dem Frühsommer leuchten rosig-weiße Blüten zwischen Dornengerank und Blattgrün hervor. Sie besitzen besonders viel Nektar und sind eine gute Nahrungsquelle für viele Wildbienenarten.
Die Früchte sind köstlich und gesund
Im Frühherbst reifen die Brombeeren heran und färben sich langsam von Purpurrot in glänzendes Blauschwarz. Für Insekten, Vögel und Co. sind die fruchtig-süßen Beeren eine wichtige Herbstnahrung. Sie sind reich an wertvollen Mineralstoffen wie Kalium, Kalzium und Magnesium. Daneben steckt in den kleinen schwarzen Früchten Vitamin C und besonders viel Vitamin A. Ihr Nährstoffreichtum macht Brombeeren zu einer wunderbar-köstlichen Winter-Vorbereitung – für Mensch und Tier.
Hexen und Rankentore: die Brombeere im Volksglauben
Einzelne Brombeerranken wachsen oft hoch empor, neigen sich dann wieder zur Erde und wurzeln erneut im Boden. So bilden sie natürliche Tore und Tunnel – und die, so glaubte man in alten Zeiten, besaßen eine besondere Kraft: Kroch man durch ein Brombeertor, so sollte dies dunkle Mächte abwehren, die Zukunft offenbaren oder gegen Alpdrücken und bösen Zauber helfen. Eine Ranke in der Hand half auch dabei, Hexen zu erkennen, und ein Brombeerkranz über der Stalltür schützte das Vieh gegen Verhexung. Andererseits diente nach altem Volksglauben das dornige Brombeergestrüpp auch den Hexen des Waldes als Ruhestatt.
Mensch und Brombeere – seit Jahrtausenden unzertrennlich
Bereits in der Steinzeit scheinen Menschen Brombeeren gesammelt zu haben: Darauf weisen archäologische Samenfunde in Deutschland hin. Doch nicht nur die Früchte wurden schon in alten Zeiten vom Menschen genutzt: Der hohe Gerbstoffgehalt in Blättern und Schösslingen machte die Brombeere früh als Heilpflanze beliebt. Etwa 400 vor Christus beschrieb Hippokrates ihre guten Eigenschaften für Verdauung und Haut. 500 Jahre später empfahl der griechische Arzt Dioskurides, zur Stärkung des Zahnfleischs Brombeerblätter zu kauen. Auch im Mittelalter blieb die Brombeere als Heilpflanze wichtig. Im Spätmittelalter fand sie Eingang in
zahlreiche Kräuterbücher – zum Beispiel im Jahr 1543 in das von Leonhart Fuchs, der auch Schlangenbisse und Menstruationsbeschwerden als Anwendungsgebiet nannte:
Brombeer ästlin oder zweiglin gesotten und getruncken / stellen den bauchfluß / unn der frawen kranckheyt. Seind gut für der gifftigen würm biß. Stercken das zanfleysch. Die bletter gekeüwet / heylen die mundfeulen / den grind des haupts / die augen so auß dem kopff fallen wölle / geschwär des affters / unn die ruckadern / so mans überlegt. (1)
Daneben wurden Brombeerblätter im Mittelalter auch zum Färben von Stoffen und zum Gerben von Leder eingesetzt. Zwischen Mittelalter und Neuzeit fand der Strauch seinen Weg in die europäischen Klostergärten und wurde immer häufiger gezielt angebaut. Einzelne Brombeer-Sorten wurden ab dem 19. Jahrhundert herausgezüchtet.
Brombeerblätter: Inhaltsstoffe und Wirkung
Brombeerblätter sind besonders reich an Gerbstoffen. Weitere Inhaltsstoffe sind Schleimstoffe, Flavonoide, ätherische Öle und Pflanzensäuren. Mit diesen Inhaltsstoffen wirkt Brombeere adstringierend (zusammenziehend), antioxidativ, antibakteriell, antiviral, antientzündlich und blutstillend.
Wie wirken Brombeer-Gerbstoffe?
Insbesondere die Gerbstoffe sind wichtig für die Wirkung von Brombeerblättern. Sie machen in diesen etwa acht bis 14 Prozent der Inhaltsstoffe aus. Auf Haut und Schleimhaut reagieren natürliche Gerbstoffe mit vorhandenen Eiweißen und vernetzen diese – dadurch werden die äußersten Gewebeschichten verdichtet und es bildet sich eine schützende Schicht auf der Schleimhaut. Die Verdichtung hindert Bakterien an tieferem Eindringen und entzieht Krankheitskeimen die Nahrungsgrundlage. Dadurch wirken Brombeerblätter deutlich antimikrobiell: Eine Studie hat etwa gezeigt, dass die Blätter der Brombeerart Rubus ulmifolius effektiv gegen bakterielle Stämme wie Helicobacter pylori eingesetzt werden können. (2) Kleine Kapillargefäße, die die äußersten Hautschichten versorgen, werden ebenfalls abgedichtet. Im Darm sorgen die Gerbstoffe außerdem dafür, dass weniger Wasser aus dem Körper ins Darmlumen abgegeben wird – das ist zum Beispiel bei Durchfall hilfreich.
Verwendung von Brombeerblättern heute – für Hund, Pferd und Mensch
Brombeerblätter können Hund und Pferd gut bei akuter Diarrhö oder Kotwasser gefüttert werden. Ein starker Brombeerblättertee lässt sich auch bei gereiztem Zahnfleisch und Entzündungen der Maulschleimhaut verwenden. Wichtig: Durch ihre Reaktion mit Eiweißen verdrängen Gerbstoffe Wasser aus den obersten Hautschichten. Sie wirken also austrocknend. Darum sollten Brombeerblätter immer nur dann verwendet werden, wenn sie gebraucht werden – zur längerfristigen Fütterung sind sie nicht geeignet.
Für Menschen kann Brombeerblättertee auch zum Gurgeln eingesetzt werden. Frische, getrocknete oder fermentierte Brombeerblätter können auch eine tolle Zutat für Kräuterteemischungen sein – sie haben einen fein-aromatischen Geschmack, der in die verschiedensten Teemischungen passt.
(1) New Kreüterbůch/ in welchem || nit allein die gantz histori/ das ist/ na||men/ gestalt/ statt vnd zeit der wach=||sung/ natur/ krafft vnd würckung/ des meysten theyls der Kreüter so in || Teütschen vnnd andern Landen wachsen/ mit dem besten vleiß beschri/||ben/ ... Durch den hochgelerten Leonhart Fuchsen der artzney Doctorn..., Basel 1543, Cap. LV.
(2) Martini S, D'Addario C, Colacevich A, Focardi S, Borghini F, Santucci A, Figura N, Rossi C. Antimicrobial activity against Helicobacter pylori strains and antioxidant properties of blackberry leaves (Rubus ulmifolius) and isolated compounds. Int J Antimicrob Agents. 2009 Jul;34(1):50-9.