Warum viele Kräuter für Katzen giftig sind und welche nicht

Warum viele Kräuter für Katzen giftig sind und welche nicht

Leider werden Empfehlungen für Menschen oftmals gedankenlos auf Tiere übertragen, anstatt sich klar zu machen, dass sich die Organismen von Menschen und bestimmten Tierarten gerade in Sachen Stoffwechsel und Verdauungsapparat zum Teil eklatant unterscheiden. Besonders schlimm ist die Übertragung vom Menschen auf die Katze! Katzen haben einen anderen Stoffwechsel als wir Menschen - was wir als "Allesfresser" verdauen können, ist für reine Carnivoren wie die Katze oftmals nicht verträglich oder sogar giftig. So auch viele Kräuter. Da selbst die Ratgeber-Literatur hier große Fehler macht, ist leider auf nicht viel Verlass - nur auf sich selbst mit dem entsprechenden Hintergrundwissen.

Bei der Verwertung von pflanzlichem Futter müssen tierartspezifische Besonderheiten berücksichtig werden. Denn Tiere verdauen und verstoffwechseln auf zum Teil sehr verschiedene Weise. Dies gilt besonders für die Katze. Katzen haben eine sogenannte Glucuronidierungsschwäche. Das bedeutet, dass bestimmte Abbaumechanismen nicht so funktionieren wie bei anderen Pferden und Hunden zum Beispiel. Manche Stoffe verbleiben dann zu lange im Körper, reichern sich in der Leber an und können den gesamten Organismus vergiften.

Aus diesem Grund dürfen Katzen z.B. niemals Alkohol bekommen.  Katzenhalter sollte sich vor Fütterung immer die Inhaltsstoffe eines Zusatzes anschauen, bevor die Katze es bekommt. Zum Beispiel bei Rescue Tropfen bzw. anderen Bachblüten! Viele werden in Alkohol angeboten. Katzen sollten nur die Globuli-Variante bekommen.

Die eben genannte Glucuronidierungsschwäche bezieht sich neben Alkohol auch auf einen Pflanzen-Wirkstoff, der in vielen Kräutern enthalten ist: ätherische Öle. Werden ätherische Öle zu hoch dosiert oder zu lange gegeben, kann es bei der Katze zu toxische Reaktionen kommen - sie wird vergiftet.  Im schlimmsten Fall wird eine Katze daran sterben. Konzentrate / Konzentrierte ätherische Öle  für Duftlampen, Kosmetik, Badezusätze etc. sind hoch gefährlich und giftig für Katzen. Aber auch Pflanzen, die natürlicherweise viele ätherischen Öle enthalten wie z.B. Anis, Fenchel, Kümmel, Fichte, Tanne etc. sollten für Katzen unerreichbar sein. So kann der Verdauungstee, der Ihnen gut bekommt,  Ihrer Katze schaden. Darum  ist die gängige Praxis, Hausmittelchen auch bei Katzen zu verwenden, besonders kritisch zu betrachten und zu hinterfragen. Wer einer Katze Kräuter füttern will, sollte sich daher lieber an einen Experten wenden.

Auch Salicylsäure kann die Katze nicht glucuronidieren. Damit fallen sämtliche salicylsäurehaltige Pflanzen (Weidenrinde, Mädesüß) bei Katzen aus.

Weiterhin sind alle bitterstoffhaltigen Pflanzen für Katzen nicht geeignet. Bitterstoffe kommen z.B. vor in Beifuß, Wermut, Tausendgüldenkraut, Enzian und so weiter.

 

Wenn Sie dafür interessieren, Katzen Kräuter zu füttern, seien Sie sehr vorsichtig und kritisch in der Wahl der geeigneten Literatur! Ich selbst kenne nur ein einziges Buch, das wirklich fundiert ist: die "Heilpflanzenkunde für die Veterinärpraxis" (siehe unten). In diesem Buch werden einzelne Pflanzen je nach Forschungslage vorgestellt sowie deren Anwendungsbereich und die Dosierung für bestimmte Tierarten. Allerdings setzt dieses Buch neben gewisser medizinischer Grundkenntnisse auch Eigeninitiative voraus, denn Sie müssen unter "Inhaltsstoffe" selbst herausfinden, ob die jeweilige Pflanze für eine Katze geeignet ist oder nicht. Da die Autorin eines Kräuterbuches für Katzen mich sogar einmal angerufen und mich nach der Dosierung von Kräutern gefragt hat, und nachdem ich viele Kräuter-Bücher für Katzen gesichtet habe und jedes Mal vor Schreck fast hinten über gefallen bin, kann ich Ihnen nur raten: Seien Sie unbedingt kritisch und achten Sie niemals auf Empfehlungen in Foren oder Mainstream-Ratgeber-Literatur, sondern einfach nur auf die o.g. Inhaltsstoffe. Sind diese im Kraut enthalten, ist es nichts für Katzen.

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Foto: copyright klagyivik @ istockphoto.com

Quelle: J. Reichling, R. Gachnian-Mirtscheva, M. Frater-Schröder, R. Saller, M.I. Rabinovich und W. Widmaier: Heilpflanzenkunde für die Veterinärpraxis. 2008: Springer, Heidelberg.