Vorsicht bei Kräutern im Tierfutter

Vorsicht bei Kräutern im Tierfutter

Viele Besitzer von Katzen, Hunden und Pferden geben gern mehr Geld aus für eine hochwertige und gesunde Ernährung Ihres Lieblings. Es ist schön, wenn sich Menschen Gedanken um das Wohlergehen Ihres Tieres machen! Schade nur, dass die Futtermittelindustrie gerade bei Premium und High End Tierfutter hieraus ihre ganz eigenen Schlüsse zieht – die manchmal mit dem Wohlergehen des Tieres nicht mehr viel zu tun haben.

Schon seit einiger Zeit beobachte ich eine neue Mode:  Wer besonders artgerechtes, naturnahes und hochwertiges Futter kaufen möchte, findet neuerdings in fast allen Produkten eine lange Liste an Kräutern. Warum? Weil Kräuter sich so richtig nach Natur & nach Gesundheit anhören. Und das sind sie ja auch. Allerdings mit Einschränkungen. Und diese machen das Problem:

Zum einen sind nicht alle Kräuter für alle Tierarten verträglich - manche sind sogar für einige Tiere giftig. Es dürften sich also eigentlich nicht die gleichen Kräuter sowohl im Hunde- als auch im Katzenfutter wiederfinden, denn gerade Katzen reagieren aufgrund ihrer Glucoronidierungsschwäche ganz anders auf Kräuter als Hunde.

Zum anderen ist ein Tierfutter meist ja ein Dauerfutter. Die wenigsten Tierhalter wechseln ständig die Marke oder das Produkt, sondern die meisten bleiben lieber bei dem, was sie einst für gut befunden haben. In Hinsicht auf die Kräuter, die ja auch immer eine Heilwirkung haben, bedeutet das eine Dauermedikation. Besonders, wenn wir uns einmal klar machen, welche Pflanzen enthalten sind: Eine sehr oft in Hundefutter und Katzenfutter verwendete Pflanze ist z.B. Yucca schidigera. Yucca ist nicht nur eine Palme sondern auch ein pflanzliches Schmerzmittel, welches erheblichen Nebenwirkungen bei Dauermedikation haben kann. Wie fast alle stark schmerzlindernd wirkenden Pflanzen greift auch Yucca den Magen an und sollte darum mit Vorsicht und vor allem nie dauerhaft eingesetzt werden. Im Futter ist es aber drin. Das heißt, ohne es zu wissen, setzen viele Hunde- und Katzenhalter ihr Tier unter Dauermedikation.

Gut, nun wird der Hersteller sagen: „Aber das sind ja nur verschwindend geringe Mengen“. Na und? Würden Sie tagtäglich ein Essen zu sich nehmen, indem „ein ganz klein wenig“ Aspirin enthalten ist? Ich nicht.

Besonders dramatisch wird das Thema, wenn wir uns das Katzentrockenfutter ansehen:
Wer sich auf die Suche nach gutem Katzentrockenfutter begibt, verliert tatsächlich sämtlichen Glauben (soweit er denn jemals vorhanden war) an die Kompetenz der Futterhersteller. Natürlich soll es getreidefrei sein, schließlich sind unsere Lieblings-Carnivoren wie der Name schon sagt reine Fleischfresser (das bisschen Mageninhalt der Beutetiere fällt kaum nennenswert ins Gewicht). Und dass das viele Getreide im Katzenfutter irgendwann die Nieren schädigt, hat sich inzwischen ja selbst bis zur Futtermittelindustrie herumgesprochen. Getreidefreies Katzenfutter ist oft Premium & High End Futter mit entsprechenden Preisen (wobei auch die Billiganbieter vermehrt auf diesen Zug aufspringen). Fast alle diese Marken werben damit, besonders natürlich und artgerecht zu sein. Darum habe ich besonders die teuren Produkte einmal unter die Lupe genommen. Und tatsächlich: Spannend wird es, wenn wir uns die Zusammensetzung ansehen. Da finden wir erstaunlich oft Thymian, Oregano, Majoran, Salbei, Kamille und so weiter. Was haben all diese Pflanzen gemeinsam?

Sie enthalten ätherische Öle.

Und ätherische Öle sind für Katzen giftig.

Ein Hersteller wirbt sogar mit „gesundheitsfördernden Pflanzen“, die „von Tierärzten ausgewählt“ wurden.  Darunter Pfefferminze, Ringelblume, Fenchel & Kamille (= jede Menge ätherische Öle). Das verwundert aber kaum noch, wenn man sich die Liste der „gesunden Früchte & Gemüse“ ansieht, die ebenfalls in einem als naturnah beworbenen Futter für reine Fleischfresser enthalten sind.

Doch auch beim Pferdefutter sieht es nicht besser aus: Besonders hochwertig und natürlich soll es sein. Am besten noch stärke- und zuckerreduziert. Das hört sich ja auch gut an. Doch auch hier müssen wir uns klar machen, dass wir mit einem Futter immer wieder spezielle Kräuter dauerhaft verabreichen. Artgerecht ist das nicht mehr, wenn wir bedenken, dass sich Pferde in der freien Natur nur die Kräuter suchen, die sie gerade benötigen und kein Kraut das ganze Jahr wächst.

Aber warum verwenden die Hersteller dann so gern Kräuter?
Zum einen sicherlich aufgrund der Werbewirkung wie oben schon besprochen. Zum anderen nutzen sie aber auch viele Kräuter, Obst und Gemüse zur Breitstellung von Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen. Die Idee an sich ist ja nicht schlecht, aber viel zu eindimensional gedacht. Denn Kräuter beinhalten eben nicht nur Nährstoffe sondern auch Wirkstoffe.

Wer also mit Kräutern den Bedarf an Mineralstoffen etc. decken will, darf dabei nicht außer Acht lassen, dass diese auch noch andere Eigenschaften haben wie Heilwirkungen, Nebenwirkungen, Beanspruchung einzelner Organe, Allergiepotenzial und Inhaltstoffe, die für manche Tierart giftig sind.

 

photo by EricVega istockphoto.com


2 Gedanken zu „Vorsicht bei Kräutern im Tierfutter“

  • Jaqueline

    Jaqueline

    Wollte 2x mit meinem Hund neues Futter ausprobieren. Es wurde immer hochgepriesen, getreidefrei, hoher Fleischanteil. Beide male ging es voll nach hinten los. Jetzt schaute ich mir die Zutatenliste an. Jedes mal war Yucca Shidigeraextrakt, Rosmarin, Liebstöckel mit vorhanden. Entweder ist eins oder mehre dieser Zutaten verantwortlich, dass sich mein Hund mit sagenhaften Juckreize auseinandersetzten musste und entzündete Ohren bekam. Habe lange suchen müssen, um ein passendes Futter wieder zu finden. Also, Kräuter sind nicht immer gut und müssen meiner Meinung nach nicht unbedingt ins Hundefutter, da gibt es genug Alternative. Geholfen hatte ein Futter ohne Kräuter aber mit Weizenanteil. Von wegen Getreide ist nicht gut. Lieber so, als wenn das Getreide mit etlichen Kräuteren ersetzt wird.

  • Kiki

    Kiki

    Bin gerade auf diese Seite gestoßen, auch mein Hund leidet unter Kräuterallergie. Der Tierarzt meinte nur, er würde allergisch auf zweierlei Proteine im Futter reagieren...Weit gefehlt, denn auch bei Monoprotein kratzte er sich regelrecht blutig, Augen tränten. Ich musste selbst handeln, und beim Vergleich der Nassfuttersorten, bin ich auf Kräuter aufmerksam geworden. Futter ohne Kräuter gesucht, ist nicht einfach, und Beratung in bestimmten Tierfachgeschäften lässt zu wünschen übrig (Provision?) Bingo...meinem Hund geht es wieder gut.