Ob Sie Ihrer Katzen Kräuter geben dürfen, ist weder mit einem klaren Ja noch mit einem klaren Nein zu beantworten. Denn es kommt auf das Kraut an. In der Regel dürfen Katzen aber weit weniger Kräuter bekommen, als viele Katzenhalter denken und auch so manches "Fach"-Buch behauptet. Manche Kräuter, die für Hunde und Pferde absolut harmlos sind, können für eine Katze durchaus tödlich sein. Wer aber weiß, welche Pflanzenwirkstoffe für Katzen schädlich sind, kann DIE Kräuter auswählen, die für Katzen sowohl verträglich als auch hilfreich sind. So können auch Katzen von der Heilkraft der Pflanzen profitieren - ohne Risiken.
Bei der Anwendung von Heilpflanzen bei Tieren müssen tierartspezifische Besonderheiten berücksichtig werden. Denn Tiere verdauen und verstoffwechseln je nach Art auf teilweise sehr unterschiedliche Weise. Das ist besonders bei der Katze so. Denn die Katze hat eine Glucuronidierungsschwäche. Das heißt, dass gewisse Abbaumechanismen nicht so (gut) funktionieren wie bei anderen Tieren. Manche Stoffe verbleiben dann zu lange im Körper und können den gesamten Organismus vergiften.
Aus diesem Grund dürfen Katzen z.B. keinen Alkohol bekommen. Unglaublich ist in dem Zusammenhang der Umstand, das manch zugelassenes Medikament für Katzen Alkohol enthält! Offensichtlich hat sich diese seit mindestens 1994 bekannte Glucuronidierungsschwäche der Katzen noch nicht in allen Pharmakonzernen herumgesprochen. Der Katzenhalter sollte sich also immer die Inhaltsstoffe eines Präparates ansehen, bevor er es seiner Katze verabreicht. Achtung auch bei Rescue Tropfen bzw. anderen Bachblüten! Auch diese enthalten teilweise Alkohol. Inzwischen gibt es auch alkoholfreie Tropfen oder Globuli für die Tiere - also lieber auf diese Variante umsteigen.
Die Glucuronidierungsschwäche bezieht sich allerdings nicht nur auf Alkohol sondern auch auf einen Wirkstoff, der in vielen Pflanzen vorkommt: ätherische Öle. Bei zu hoher Dosierung oder zu langfristiger Gabe kann die Katze toxische Reaktionen auf die ätherischen Öle aufweisen - sie wird vergiftet. Im schlimmsten Fall wird eine Katze daran sterben. Konzentrierte ätherische Öle, wie sie für Duftlampen, Kosmetik, Badezusätze etc. verwendet werden, sind hier besonders gefährlich. Aber auch Pflanzen, die reich sind an ätherischen Ölen wie z.B. Anis, Fenchel, Kümmel, Fichte, Tanne etc. sollten nicht zwischen die Zähne einer Katze geraten. In der Krauterie verwenden wir vorsichtshalber so gut wie überhaupt keine Pflanzen mit ätherischen Ölen und diesen Rat möchte ich auch jedem Katzenhalter mit auf den Weg geben. Der Verdauungstee, der Ihnen vielleicht gut tut, kann bei Ihrer Katze schwere gesundheitliche Probleme auslösen. Darum keine Hausmittelchen bei Katzen verwenden - es sei denn, Sie sind sicher, dass diese keinen der Wirkstoffe enthält, die Katzen nicht vertragen können. Wer eine Katze mit Pflanzen behandeln will, was ja grundsätzlich eine schöne Sache ist, sollte sich daher lieber an einen Experten wenden.
Wie ätherische Öle auch hat die Katze ebenfalls Probleme Salicylsäure zu glucuronidieren. Damit fallen sämtliche salicylsäurehaltige Pflanzen (Weidenrinde, Mädesüß) und Medikamente (Aspirin) zur Schmerzlinderung bei Katzen aus. Besteht der Verdacht, dass Katzen in irgendeiner Form Salicylsäure zu sich genommen haben: Ab in die Tierklinik!
Zum Schluss noch ein harmloses Beispiel dafür, wie unterschiedlich Tiere auf besondere Wirkstoffe reagieren: Baldrian. Während Baldrian auf Pferde, Hunde und auch Menschen beruhigend bis sedierend wirkt, passiert das Gegenteil bei Katzen. Sie drehen total auf. Warum? Weil der Geruch des Baldrians den Sexualtrieb der Katzen anregt.
Zu diesem Thema besteht noch viel Forschungsbedarf. Wir versuchen Sie hier stets auf dem Laufenden zu halten.
Und wenn Sie sich für die Kräuterheilkunde bei Katzen interessieren, seien Sie sehr vorsichtig in der Wahl der geeigneten Literatur! Ich selbst kenne nur ein einziges Buch, das wirklich fundiert ist: die "Heilpflanzenkunde für die Veterinärpraxis" (siehe unten). In diesem Buch werden einzelne Pflanzen je nach Forschungslage vorgestellt sowie deren Anwendungsbereich und die Dosierung für bestimmte Tierarten. Allerdings setzt dieses Buch neben gewisser medizinischer Grundkenntnisse auch Eigeninitiative voraus, denn Sie müssen unter "Inhaltsstoffe" selbst herausfinden, ob die jeweilige Pflanze für eine Katze geeignet ist oder nicht.
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Quelle: J. Reichling, R. Gachnian-Mirtscheva, M. Frater-Schröder, R. Saller, M.I. Rabinovich und W. Widmaier: Heilpflanzenkunde für die Veterinärpraxis. 2008: Springer, Heildeberg.