Artgerechtes Raufutter für Pferde

Führt irgendein Weg an Heu vorbei?

In freier Natur ernähren sich Pferde ausschließlich von rohfaserreichen und energiearmen Gräsern sowie Kräutern, Rinden und Wurzeln. Übersetzt und auf domestizierte Pferde übertragen bedeutet das: das Pferd ernährt sich nur von Raufutter. Das zeigt wie wichtig das Raufutter für unsere Pferde ist, in Hinsicht auf die Art und Qualität des Raufutters, aber und vor allem auch auf die Futtermenge. Denn Wildpferde fressen nahezu ununterbrochen bei langsamer Fortbewegung. Darauf ist der Pferdekörper eingestellt. Und das sollte unser Futter zumindest so gut wie möglich leisten können.

Raufutter

Pensionspferdeställe und Landwirte hören es nicht gerne, aber leider gibt es derzeit nur ein einziges artgerechtes Raufutter: Heu.
Natürlich ist Heulage oder Silage einfacher zu produzieren und besser zu lagern. Natürlich kann Heu stauben, was für manche Pferde mehr Arbeitsaufwand bedeutet. Dennoch führt aus folgenden Gründen kein Weg an Heu vorbei.

Warum Heulage / Silage nicht artgerecht ist:

  • zu viel Energie (verändert die Prozesse im Verdauungstrakt)
  • Milchsäurebakterien verschieben die pH-Werte und das Milieu im gesamten Verdauungstrakt
    -> das führt zur Minderung der Fähigkeit, Rohfaser aufzuschließen
    -> damit sinkt der für Pferde so wichtige Rohfaseranteil noch mehr
    -> Außerdem Übersäuerung des Körpers

Die möglichen Folgen von Heulage / Silage-Fütterung:

  • Verdauungsstörungen können entstehen
  • Probleme mit den Beinen
  • Negative Hautbeeinträchtigungen
  • Muskuläre Probleme
  • Bewegungsapparat arbeitet nicht optimal
  • Stoffwechsel arbeitet nicht normal
  • Hufqualität nicht natürlich stark
  • Immunsystem nicht natürlich stark
  • usw.

Heuqualität, -fütterung und mögliche Alternativen

Heu ist natürlich nicht gleich Heu. Es gibt auch Pferde, denen bestimmtes Heu nicht gut bekommt. Das aber nur, wenn es keine pferdegerechte Qualität hat und z.B. zu viel Proteine, Fruktane enthält oder gar verschimmelt ist.

Richtiges Pferdeheu wird von Pferdeweiden geerntet und nicht von Kuhweiden. (Der Unterschied: Kuhweiden enthalten in der Regel relativ fette, energiehaltige Gräser, Pferdeweiden entstehen durch Sähen steppentypischer Gräser.) Weiterhin ist der Erntezeitpunkt entscheidend. Gutes Pferdeheu wird nach der Blüte geerntet, wenn das Gras so lang ist, dass es bereits umkippt. Und zu einem Zeitpunkt, an dem das Gras nicht unter Stress steht (und dabei besonders viele Fruktane einschießen). Darüber hinaus sollte das Heu vor dem Füttern gut abgelagert sein.

Zusätzlich sind die Fresszeiten elementar. Sobald Futterpausen über 4 Stunden entstehen, beginnt die ständig weiter produzierte Magensäure den Magen anzugreifen und den Körper zu übersäuern. Heu sollte bei natürlich starken, normalgewichtigen Pferden darum 24 Stunden zur Verfügung stehen. Bei zu Fettleibigkeit neigenden Pferden kann die Fressmenge durch engmaschige Heunetze reguliert werden, ohne dass die 4 Stunden überschritten werden müssen. Fütterungen 2 bis 3 Mal am Tag produzieren automatisch längere Fresspausen – besonders dann, wenn konzentriertes Futter wie Getreide oder Müsli die Raufuttermengen reduzieren sollen.

Wer unbedingt Hafer füttern möchte, muss unbedingt mindestens 30 Minuten zuvor Heu gereicht haben. Das konzentrierte Futter führt sonst zu einem enormen Anstieg der Säuren.

Alternativen zu Heu gibt es nicht. Neuerdings wird gerne Luzerne gefüttert, doch enthält dieses viel zu viel Eiweiß für Pferde. Rübenschnitzel enthalten zwar viele Fasern aber außerdem viel zu viel Zucker und Pektine – beides verschiebt die pH-Werte und das Milieu im Verdauungstrakt. Stroh ist ein guter Zusatz aber kein Ersatz für Heu.