Spat beim Pferd natürlich behandeln

Spat beim Pferd natürlich behandeln

Für viele Pferdebesitzer ist die Diagnose Spat erst einmal ein Schock. Denn sofort denken viele an eine mögliche Unreitbarkeit oder sogar die Tötung des geliebten Pferdes. Doch das muss nicht sein. Ja, die Behandlung des Spats ist aufwendiger als die eines Schnupfens. Das stimmt. Aber Spat lässt sich gut natürlich behandeln. Darum werfen Sie nicht gleich die Flinte ins Korn! Was alles möglich ist, erfahren Sie hier.

Natürlich ist eine wirkliche "Behandlung" des Spats in Hinsicht auf eine völlige Ausheilung nicht möglich. Schließlich handelt es sich hierbei um einen degenerativen, also funktionsmindernden Vorgang im Sprunggelenk der Pferdes, der kaum aufzuhalten ist. Die Schulmedizin beschränkt sich darum auch auf die Linderung des Schmerzes, die Entzündungshemmung und Maßnahmen, die einer schnellen Gelenkversteifung (Ankylose) zuträglich sind. Zur Bekämpfung der ersten zwei Symptome werden meist nichsteroidale Antirheumatika verwendet wie z.B. Equipalazone. Doch können diese bei dauerhafte Gabe erhebliche Nebenwirkungen aufweisen (Magenbluten z.B.) und die Fortschreitung der Erkrankung nicht verhindern - im Gegensatz zu bestimmten Phytotherapeutika ("Heilpflanzen").

Bei der Behandlung von Spat gilt vor allem eines: an vielen verschiedenen Punkten ansetzen, um größtmögliche Erfolge verbuchen zu können. In puncto Vielfalt stimmt in diesem Fall tatsächlich einmal der Spruch "viel hilft viel". Hier eine Auswahl an bewährten Bausteinen der naturheilkundlichen Spat-Behandlung:

Kräuter bei Spat

An erster Stelle bei der natürlichen Spat Behandlung stehen Kräuter. So zum Beispiel die Brennnessel, um nur eine der Pflanzen herauszunehmen, die im Kampf gegen den Spat wertvolle Dienste leisten kann.  Denn diese hemmt Zytokine. Das sind Botenstoffe, welche die Entzündung hervorrufen und den Knorpel abbauen (vereinfacht gesagt). So schafft eine Pflanze was Medikamente nicht können: sie hemmt nicht nur die Entzündung, sondern verhindert außerdem ein schnelles Fortschreiten der Erkrankung!* Im Zusammenhang mit anderen Pflanzen und Gewürzen können Sie auf diese Weise viel für Ihr an Spat erkranktes Pferd tun. (Die entsprechenden Mischungen bekommen Sie in unserer Krauterie.)

Vorsicht bei Teufelskralle, Yucca, Chilli, Ingwer & Co

Nicht alle pflanzlichen Entzündungshemmer sind so gut verträglich wie z.B. die Brennnessel. Pflanzen wie Teufelskralle, Weihrauch, Ingwer, Yucca, Chilli und so weiter können starke Nebenwirkungen haben. Unter anderem können Sie den Magen derart reizen, dass bei dauerhafter Gabe Magengeschwüre bzw. Magenblutungen auftreten können. Gerade bei magenempfindlichen Pferden (das sind oftmals die heißblütigen, nervösen Pferde), die unter Spat leiden, sollte man sich genau darüber im Klaren sein, ob die o.g. Pflanzen zur Behandlung des Spats dauerhaft hinzugezogen werden sollten (das gleiche gilt für MSM und chemische Schmerzmittel). Außerdem lindern einige von ihnen zwar die Schmerzen, aber nicht die Ursache. Die Probleme einer ständigen Schmerzlinderung sind aber: 1. Sie haben keinen Überblick mehr über den tatsächlichen Zustand Ihres Pferdes. Der Albtraum kann dann kommen, wenn Sie die Schmerzmittel absetzen. Und 2. Ihr Pferd schont sich nicht genug. Benutzen Sie darum sämtliche Schmerzhemmer, ob pflanzlich oder chemisch, nur eine Phase lang und setzen diese dann immer wieder lange Phasen aus.

Öle & Vitamin E

Omega-3-Fettsäuren können die Behandlung des Spats insofern unterstützen, indem sie zur Minderung von Schmerzen, Entzündungen und Steifheit des Gelenks beitragen können. Denn sie vermindern die freie Arachidonsäure, welche Entzündungen steigert. Omega-3-Fettsäuren sind z.B. enthalten in Leinöl, Sanddornkernöl und Schwarznesselöl.
Auch Vitamin E hemmt Zytokine. Da Spat-Pferde meist auch sehr stoffwechselsensibel sind, würde ich von der Fütterung eines synthetischen Zusatzfutters abraten. Aber auch hier zeigt sich wieder der Wert der Öle: Denn Pflanzenöle enthalten reichlich Vitamin E. (Bitte nehmen Sie kein Sonnenblumen- oder Distelöl bei Spat Pferden! Diese fördern Entzündungen!)

Übersäuerung verhindern

Übersäuerung kann ebenfalls Entzündungen verursachen und damit eine Spat-Behandlung zunichte mache. Darum ist es wichtig hier vorzubeugen. Dies geschieht vor allem durch eine rohfasserreiche aber energiearme Ernährung mit Heu aus einem engmaschigen Heunetz. Keine Heulage oder gar Silage. Kein Kraftfutter. Wenn überhaupt dann ein stärke- und zuckerreduziertes Müsli ohne Melasse, Hafer, Mais etc. Keine Leckerli. Aber auch die Verminderung von Stress, kann Übersäuerung vorbeugen bzw. entgegen wirken. Außerdem hat sich die kurmäßige Gabe von Effektiven Mikroorganismen (z.B. von Emiko) meiner Erfahrung nach bewährt.

Viel Wasser

Pferde, die an Spat erkrankt sind, sollten viel trinken, damit die Knorpelschicht genug Flüssigkeit zur Verfügung hat. Wenn Sie eine Selbsttränkanlage haben, können Sie die Trinkmenge steigern, indem Sie einen Bottich mit frischem Wasser dazu anbieten. Die meisten Pferde trinken aus großen Behältnissen mit stehendem Wasser mehr als durch die Selbsttränkanlage. (Aber bitte nehmen Sie keine Gummi-Bottiche wie die aus dem Baumarkt, denn die geben Weichmacher an das Wasser ab. Giftig!)

Regelmäßig entgiften

Den Stoffwechsel immer auf Trab zu halten, ist bei der Spat-Behandlung besonders wichtig, damit sich keine Stoffwechselendprodukte im Gewebe ablagern. Wenn Sie zuvor dafür gesorgt haben, dass Ihr Pferd viel trinkt lohnt es sich, mindestens 2 mal im Jahr (Frühling und Herbst) eine Entgiftungskur mit Kräutern zu machen. ( Die entsprechenden Mischungen bekommen Sie in unserer Krauterie).

Bewegung bei Spat

Ja, Spat istz schmerzhaft. Keine Frage. Doch wenn wir dem leidenden Blick nachgeben und unser an Spat erkranktes Pferd stehen lassen, weil es sich nicht bewegen mag, haben wir den Kampf gegen den Spat schon verloren. Schon ein altes Sprichtwort sagt "Wer rastet der rostet" - was sich wunderbar auf die Sprunggelenke unserer Pferde übertragen lässt. Nur durch regelmäßige Bewegung werden die Gelenke geschmiert und bleiben beweglich. Bewegung ist also ein Muss! Allerdings kommt es auf die richtige Bewegung an. Ein Spat-Pferd sollte nicht zu Bewegungen gezwungen werden, die es nicht verträgt. Darum sollte es nicht in einer spielerischen und lauffreudigen Herde gehalten werden. Suchen Sie lieber eine ruhige und ausgeglichene Herde (vielleicht Senioren?) und einen Platz, an dem sich Ihr Pferd auch mal zurückziehen kann, wenn es das möchte. Reine Boxenhaltung sollte vermieden werden. Denn 1- 2 Stunden Bewegung am Tag reichen nicht, um das Gelenk fit zu halten. 6 bis 12 Stunden Bewegung sollten es schon sein. Wenn Ihr Pferd keine Verspannungen im Rücken hat, können Sie auch reiten (vorausgesetzt Sie sind nicht zu schwer) und Ihr Tierarzt gibt das OK. Bei Spat verbieten sich allerdings enge Wendungen, zu tiefer Boden, rasche Richtungswechsel und große Hügel. Und was die Geschwindigkeit angeht, hören Sie auf Ihr Pferd. In manchen Phasen wird es sicher nur Schritt gehen mögen - in anderen auch mehr. Zwingen sie es zu nichts. Ihr Pferd weiß am besten, was ihm gut tut (es sei denn, es bekommt gerade Entzündungshemmer & Schmerzmittel, dann müssen Sie die Verantwortung übernehmen!)

Wärme und Anwendungen von außen

Die meisten Arthrose-Fälle reagieren sehr gut auf Wärme (und Spat ist ja eine Form der Arthrose). Denn Wärme entspannt das verkrampfte Gewebe und fördert die Durchblutung. Dennoch soll hier auch erwähnt werden, dass es Spat-Fälle gibt, die mit Wärme gar nicht gut umgehen können. (Das stellen Sie ganz einfach an derFitness Ihres Pferdes in den Jahreszeiten fest. Wenn Ihr Pferd im Sommer aufblüht und im Winter kaum laufen mag, ist es ein klarer Kandidat für eine Wärmebehandlung. Wenn nicht, dann nicht.) Außerdem darf Wärme bei akuten Entzündungsschüben nicht verwendet werden, da dies die Entzündung steigern kann. In diesen Phasen hat sich eher die Anwendung mit Heilerde-Pasten, essigsaurer Tonerde, Kohl-Wickeln o.ä. bewährt. Doch in der langen Zeit dazwischen ist Wärme eine ware Wohltat für Ihr Pferd. Im Handel gibt es hierfür extra Sprungsgelenksbandagen, die das Gelenk immer schön warm halten. Die Back on Track Technik hat sich meiner Erfahrung nach bewährt - allerdings sollte diese ja nicht durchgehend am Pferd verbleiben. Darum empfehle ich entweder eine Kombination aus BoT-Sprunggelenksgamasche (z.B. über Nacht, nach Eingewöhnung) und einer neutralen Sprunggelenksgamasche (z.B. von TSM; über Tag) oder nur die durchgehende Verwendung einer neutralen Gamasche. Auch warme Kräuter-Auflagen auf das Sprunggelenk können sehr hilfreich sein (z.B. mit Bockshornklee oder Heublumen - je nachdem, ob es sich um einen entzündlichen Schub handelt oder nicht). Eine schöne Möglichkeit, um den Spat von außen zu behandeln.

Beschlag bei Spat

Auch wenn der Beschlag rein gar nichts mit naturheilkundlicher Spat-Behandlung zu tun hat, möchte ich ihn hier dennoch nicht unerwähnt lassen, da er wirklich hilfreich sein kann! Denn oftmals entsteht Spat aus einer unphysiologischen Belastung heraus, z.B. bei einer Fehlstellung der Gliedmaßen. Ein Beschlag kann hier leicht gegenwirken und gleichzeitig dafür sorgen, dass schlechte Bewegungen vermieden werden - also ein sehr wichtiger Baustein beim Spat behandeln. Suchen Sie sich hierfür aber bitte einen Profi - also einen Schmied, der Ahnung von orthopädischen Beschlägen hat und sich auch Gedanken zum speziellen Bewegungsablauf Ihres Pferdes macht.

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Zusätzliche Quelle: U. Bühring : Praxis-Lehrbuch der modernen Heilpflanzenkunde. 3. Auflage. Karl F. Haug Verlag (2011): Stuttgart. (S. 342 - 377)

Foto: © Heinz Waldukat - Fotolia.com

* S. Chrubasik, C. Conradt, W. Enderlein,  W. Grabner: Untersuchungen zur Wirksamkeit von Brennesselmus bei akuter Arthritis. Und C. Hansen und S. Ramm: Brennesselblätter-Extrakt: Wirksamkeit und Verträglichkeit bei Arthrose und rheumatoider Arthritis. In: S. Chrubasik  und M. Wink (Hrg.): Rheumatherapie mit Phytopharmaka. Hippokrates Verlag, 1997: Stuttgart.


4 Gedanken zu „Spat beim Pferd natürlich behandeln“

  • Claudia Engels

    Claudia Engels

    Guten Tag,
    ich habe eine 10 jährige Stute die Spat hat. Ich bin
    Jetzt auf ihre Seite gestoßen. Kann ich denn bei ihnen
    Auch Kräuter für dieses Krankheitsbild bestellen.
    Vielen Dank für Ihre Antwort.
    Gruß Claudia Engels

    • Herdis Hiller

      Herdis Hiller

      Liebe Frau Engels,

      Kräuter bestellen können Sie im Shop der Krauterie: Hier ein Link zur entsprechenden Spat-Seite

      Herzliche Grüße

      Herdis Hiller

  • Christiane

    Christiane

    hallo,
    ich habe einen ca 16 jährigen Haflingerwallche letztes Jahr im November aus schlechter Haltung übernommen. Frühzeitig war klar, das er ein Rehepferd ist. Dann fing er plötzlich an zu lahmen. Tierarzt hat geröntg und es wurde Spat kurz vorm Endstadium mit Athrosehöcker hinten links am Sprungelenk festgestellt. Bis jetzt bekommt er Quattro Dolor vom Ta verordnet. Ich würde gerne wissen, ob ich ihn jetzt irgendwie mit Kräutern die schmerzlindernd sind unterstützen kann, bis das Gelenk komplett versteift ist und auch ob ich ihm dauerhaft etwas geben kann.
    Danke für Ihre Bemühungen und liebe Grüße

    • Herdis Hiller

      Herdis Hiller

      Hallo Christiane,
      Quattro dolor ist bereits ein Präparat auf Basis sehr starker pflanzlicher Schmerzmittel. Da Sie nichts dauerhaft geben sollten, auch das nicht, könnten Sie dieses Kurweise wechseln mit z.B. Weihrauch. Aber bitte beobachten Sie unbedingt den Magen und geben ggf. einen Magenschutz hinzu.
      Herzliche Grüße
      Herdis Hiller